Fragen über Fragen – Die 15 Klassiker im Bewerbungsgespräch

Ein Bewerbungsgespräch ist für viele der entscheidende Moment im Bewerbungsprozess und kann sich manchmal anfühlen, wie ein kleines Abenteuer. Man weiß ungefähr, was einen erwartet, aber nie ganz genau, welche Fragen der Recruiter/die Recruiterin vorbereitet hat. Die gute Nachricht? Viele davon sind echte Klassiker, die in fast jedem Gespräch auftauchen – egal ob im Startup, Konzern oder Familienbetrieb. In diesem Artikel schauen wir uns an, welche typischen Bewerbungsfragen wirklich immer wieder kommen, warum sie gestellt werden und wie man sich clever darauf vorbereiten kann.

Zuallererst: Es gibt Fragen, die ein Unternehmen nicht stellen darf. Dazu gehören Fragen zur Familienplanung, zur Herkunft, zur körperlichen und psychischen Gesundheit sowie zu religiösen und politischen Einstellungen. Die Antwort zu diesen Fragen darf verweigert werden. Fragen zu gesundheitlichen Einschränkungen dürfen nur gestellt werden, wenn sie direkt relevant für den Job sind und eine Beschäftigung mit der entsprechenden Einschränkung eine Gefährdung für dich als Person darstellen könnte (häufig in der Industrie oder Forschung).

Zu Beginn des Gesprächs werden meist allgemeine Fragen zur Person und zum beruflichen Werdegang gestellt. Hier kommt meist auch die klassische Frage, die jeder schon mal gehört hat:

1. „Was sind Ihre Stärken und Schwächen?“
Mit dieser Frage möchte ein Recruiter/eine Recruiterin herausfinden, wie du dich präsentierst und wie reflektiert du bist. Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man nicht nur beliebig Stärken und Schwächen aufzählen, sondern auch Beispiele nennen. Wenn man zum Beispiel „Flexibilität“ als Stärke angibt, sollte man beschreiben können, worin sich diese Flexibilität im beruflichen Alltag äußert

2. „Erzählen Sie etwas über sich.“
Ein lockerer Einstieg ins Gespräch, hier bietet es sich an, kurz durch den Lebenslauf zu führen (die Betonung liegt auf kurz! 😉) oder einfach ein bisschen was zu dir als Person zu erzählen. Auch diese Frage kannst du vorher vorbereiten und dir ein paar Stichpunkte notieren.

3. „Warum verlassen Sie Ihren bisherigen Job?“
Mit dieser Frage möchten Unternehmen herausfinden, was deine Wechselmotivation ist. Hier kannst du genau beschreiben, was du dir in einem neuen Job wünscht und was dir bisher fehlt. Bleibe bei deiner Antwort deinem alten Arbeitgeber gegenüber unbedingt fair, die meisten Branchen sind klein und man ist untereinander vernetzt.

4. „Warum möchten Sie bei uns arbeiten?“
Mit dieser Frage möchte das Unternehmen herausfinden, ob du dich wirklich mit dem Unternehmen beschäftigt hast. Hier kannst du zum Beispiel die Unternehmenswerte anführen und warum du denkst, dass diese gut zu deinen persönlichen Werten passen. Auch die Aufgabe oder die Produkte sind gute Antwortmöglichkeiten.

5. „Was war Ihr bestes Projekt/größter Misserfolg?“
Diese Frage hilft Unternehmen bei der Einschätzung deiner bisherigen Erfahrung und wie du bisher gearbeitet hast. Überlege dir vor dem Gespräch ein gutes Beispiel für einen Erfolg und einen Misserfolg und beschreibt es in wenigen Sätzen. Ideal ist es, wenn das Projekt zum Unternehmen oder zur zukünftigen Aufgabe passt.

6. „Warum haben Sie eine Lücke im Lebenslauf?“
Diese Frage wird gerne gestellt, um jemanden aus dem Konzept zu bringen – mit einer souveränen Antwort kannst du dieser Frage direkt den Wind aus den Segeln nehmen. Bei Lücken von wenigen Wochen, kannst du zum Beispiel antworten, dass die letzte Jobsuche mehr Zeit in Anspruch genommen hat oder du die Zeit zur Orientierung benötigt hast. Bei Lücken von mehreren Monaten, antwortest du am besten ehrlich wie möglich, um keinen Raum für falsche Spekulationen zu lassen, aber ohne sich zu rechtfertigen oder Details zu teilen, die einem unangenehm sind. Eine Lücke im Lebenslauf ist sehr selten ein Ausschlussgrund, es geht eher darum zu sehen, wie du auf die Frage reagierst.

7. „Wie gehen Sie mit Stress um?“
Eine klassische Frage, mit der die Unternehmen deine Arbeitsweise einschätzen möchten. Beliebt ist auch „Wie strukturieren Sie Ihren Arbeitsalltag/Ihre Arbeitsabläufe?“ Am besten antwortest du auch hier mit konkreten Beispielen, die zu der Frage gut passen.

8. „Wie gehen Sie mit Konflikten im Team um?“
Mit der Frage möchte man schauen, wie du Probleme löst und wie reflektiert du bist. Beliebt sind auch Fragen wie „Was war die letzte Fehlentscheidung, die Sie getroffen haben?“ oder „Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?“
Hier geht es nicht um die perfekte Antwort, sondern darum zu sehen, wie man denkt und in Konfliktsituationen handelt.

9. „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“
Eine der wohl klassischsten Bewerbungsfragen, die zeigen soll, ob deine Pläne zum Unternehmen passen, welche Ambitionen du hast und wie lernbereit man ist. Hier muss kein perfekter fünf Jahresplan vorgelegt werden, es geht darum zu prüfen, ob Unternehmen und Mitarbeiter zueinander passen. Die Frage bietet auch dir eine gute Möglichkeit um Rückfragen zur Entwicklungsperspektive zu stellen.

10. „Wie würden Kolleg*innen/Freund*innen Sie beschreiben?“
Hier geht es darum zu prüfen, ob du in die bestehende Arbeitsumgebung und das Team passt. Frag gerne vorab deine alten Kolleg*innen oder Freund*innen, wie sie dich beschreiben würden, wenn dir selbst keine konkrete Antwort einfällt.

11. „Was motiviert Sie?“
Mit dieser Frage möchte der Recruiter/die Recruiterin herausfinden, was dich im Job antreibt. Sind es die guten Beziehungen zu Kollegen, die Anerkennung durch den Chef, die Karrieremöglichkeiten? Die Antwort ist sehr individuell, es geht weniger um die Wechselmotivation, wie in einigen Fragen davor, sondern darum, was dich jeden Tag mit Freude zur Arbeit fahren lässt.

12. „Gibt es etwas, was Sie an früheren Chefs gestört hat?“
Achtung Fangfrage: Versuch natürlich ehrlich zu antworten, aber bleibe dabei unbedingt neutral und lass nicht deinen eventuellen Frust über deinen alten Arbeitgeber raus. Eine gute Antwort, wenn es dir zum Beispiel an Kommunikation gefehlt hat, wäre: „Die Zusammenarbeit mit meinem Vorgesetzten war stets professionell, allerdings hätte ich mir an manchen Stellen eine bessere Kommunikation gewünscht/hätte mir gewünscht, dass ich in Entscheidungen mehr eingebunden worden wäre“. So formulierst du gleichzeitig deine Erwartungen an eine zukünftige Führungskraft.

13. „Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?“
Diese Fragen sind sogenannte „Stressfragen“, weil man mit Ihnen nicht rechnet. Die Antwort ist nicht wichtig, es geht um die Reaktion darauf. Am besten reagierst du hier souverän und vielleicht mit einem kleinen Scherz – so hast du die Situation auf deiner Seite. Ähnliche Fragen sind „Was würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?“ oder „Was würden Sie machen, wenn Sie morgen im Lotto gewinnen würden?“

14. „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“
Mit dieser Frage wird geprüft, wie gut man sich abschließend einschätzen kann, wie selbstbewusst man ist und wie man sich und seine Fähigkeiten in wenigen Worten zusammenfassen kann. Diese Frage ist wichtig und wird gerne zum Abschluss des Gesprächs gestellt, die Antwort solltest du unbedingt vorbereiten und kurz halten.

15. „Haben Sie noch Fragen?“
Diese Frage ist für dich eine der wichtigsten Fragen und sollte nicht mit „Nein“ beantwortet werden. Diese Frage gibt dir die Möglichkeit alles loszuwerden, was dir noch wichtig ist und vor allem noch die Dinge zu erfahren, die du für deine Entscheidung wissen musst. Am besten bereitest du dir vor dem Gespräch die Fragen auf einem kleinen Zettel vor und streichst die durch, die bereits beantwortet wurden. So kannst du prüfen, ob du alles zum Thema Weiterbildung, Onboarding, Teamkultur und so weiter erfahren hast.

Mit diesem kleinen Vorbereitungs-Guide bist du für dein nächstes Gespräch bestens gewappnet. Wenn du gerne weitere Unterstützung möchtest, kannst Du dir hier einen Termin für unser Training für Bewerbungsgespräche buchen.
Denke daran, dass nicht nur du dich beim Unternehmen vorstellst, sondern das Unternehmen, sich auch bei dir vorstellt. Du solltest nach dem Gespräch ebenso gut informiert rausgehen, wie ein Personaler/eine Personalerin und so für dich auch eine Entscheidung treffen können, ob deine Werte, Vorstellungen und Pläne zu dem Unternehmen und der Position passen.

Und am wichtigsten: Ein selbstbewusstes, freundliches, souveränes Auftreten ist schon die halbe Miete, selbst wenn man sich mal verhaspelt!

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