Die Herausforderungen des Ausbildungsmarkts: Warum bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt?

Der deutsche Ausbildungsmarkt steht vor einer paradoxen Situation: Während viele Unternehmen händeringend nach Auszubildenden suchen, finden gleichzeitig tausende Jugendliche keinen passenden Ausbildungsplatz. Laut aktuellen Zahlen blieben 2024 rund 69.400 Ausbildungsplätze unbesetzt, während knapp 70.400 Bewerber:innen keinen Platz fanden. Doch woran liegt dieses Ungleichgewicht?

Passungsprobleme: Nicht jede Stelle passt zu jedem Bewerber

Ein zentrales Problem ist die fehlende Übereinstimmung zwischen Bewerbern und Ausbildungsstellen. Dies zeigt sich in mehreren Bereichen:

  • Regionale Unterschiede: Ein Unternehmen in ländlicher Umgebung findet möglicherweise keine Azubis, weil junge Menschen lieber in Großstädten arbeiten möchten.
  • Berufswünsche: Unternehmen suchen für bestimmte Berufe Nachwuchs, doch viele Jugendliche interessieren sich für andere Tätigkeiten.
  • Qualifikationen: Manche Stellen erfordern einen bestimmten Schulabschluss oder Fähigkeiten, die nicht alle Bewerber mitbringen.

Fehlende Sichtbarkeit von Ausbildungsangeboten

Ein weiteres großes Problem: Viele Jugendliche erfahren gar nicht von den passenden Ausbildungsplätzen. Während Unternehmen ihre Stellen oft über klassische Kanäle wie Jobbörsen oder die Bundesagentur für Arbeit ausschreiben, suchen junge Menschen bevorzugt auf Instagram, YouTube und WhatsApp nach Informationen. Diese Diskrepanz führt dazu, dass sich Angebot und Nachfrage nicht treffen.

Der Einfluss des Schulabschlusses auf die Ausbildungssuche

Jugendliche mit Haupt- oder Realschulabschluss stehen bei der Ausbildungssuche oft vor besonderen Herausforderungen. Während sie häufig auch auf analoge Stellenanzeigen zurückgreifen, setzen Unternehmen verstärkt auf digitale Kanäle, aber nicht immer auf die richtigen. Abiturient:innen hingegen finden über beispielsweise LinkedIn leichter Zugang zu Ausbildungsangeboten, die speziell auf sie ausgerichtet sind.

Soziale Medien als vernachlässigte Chance

Viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung von Social Media im Ausbildungsmarketing. Instagram, YouTube und TikTok sind die wichtigsten Plattformen für Jugendliche – doch Unternehmen setzen stattdessen oft auf Facebook und LinkedIn, die für diese Zielgruppe weniger relevant sind.

Was ist zu tun? Unternehmen müssen umdenken

Wer als Unternehmen erfolgreich Azubis finden will, muss sich besser auf das Suchverhalten junger Menschen einstellen. Gezieltes Social-Media-Marketing, die Nutzung von Online-Stellenbörsen und eine stärkere Präsenz auf jugendaffinen Plattformen können helfen, unbesetzte Ausbildungsplätze zu füllen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

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